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1. FC Fußballklub

AUS: bolzen-online.de

Bunte Liga meets Olympiastadion

Der Münchner Meister FC Fußballklub im Interview

Die Royal Bavarian Liga feiert in diesem Jahr ihr 35jähriges Bestehen. Im Bolzen-Interview erzählt der aktuelle Meister der RBL, wie man den fußballerischen Spagat zwischen Spaß und Erfolg auch ohne Training hinbekommt und wo für FIFA-Chef Sepp Blatter noch Nachholbedarf besteht.

Begonnen hat alles in der Psychiatrie. An einem lausig kalten Oktoberabend im Jahr 2003 verlor der FC Fußballklub sein erstes so genanntes Fußballspiel mit 4:8. Mehr als ein so genanntes Spiel war das unansehnliche Gestocher auf dem Platz eines psychiatrischen Bezirkskrankenhauses nahe München wahrlich nicht und zudem die höchste Pleite in der Vereinsgeschichte. Fünf Jahre später der Kader ist (wie bei allen Spitzenklubs) inzwischen drei Mal ausgetauscht worden, die Trikotfarbe zwei Mal ist der FCF die beste Freizeitfußballmannschaft in München. Was den Hoffenheimesken Durchmarsch aus der dritten Spielklasse der Royal Bavarian Liga (RBL), der größten deutschen Freizeitliga, und das Double 2008 möglich gemacht haben? Wie so oft in der Hobbykickeria hing (fast) alles an einem Fußballverrückten: in diesem Fall an Detlef Dreßlein. Der wegen zu großer journalistischer und zu geringer torsteherischer Kompetenzen verhinderte Nationaltorhüter hatte einst schon als Abiturient in seiner Heimat Erlangen ein Freizeitteam gegründet. Nach dem Umzug in die Landeshauptstadt München wiederholte er das Experiment: Der heute 38 Jahre junge Journalist (übrigens auch Empfänger der acht Gegentore im ersten Spiel) scharte in einer Kneipe ein paar Schreiberlinge mit Sportverstand um sich, und einige Halbe Augustiner später war der 1. FC Fußballklub geboren.

Woher kommt der Name?

Dreßlein: Nun ja, Namen wie Juventus Urin oder Hinter Mailand waren uns zu fad, da haben wir etwas Intellektuelles gesucht.

Und wo versteckt sich bei FC Fußballklub der Intellekt?

Dreßlein: Man muss genau hinschauen: FC schreiben wir mit c, Fußballklub dagegen mit k. Das ist die absolute Reduktion aufs das Mindeste: Dadaismus und buddhistische Lehre in einem quasi. Weil weniger mehr ist.

Immer mehr statt weniger werden dagegen die Umtriebe des FCF: Inzwischen gibt es sogar einen 2. FC Fußballklub, der in der Altherrrenliga der RBL spielt, und ein 1. FFC das Spielerfrauen-Pendant ist in Gründung (also noch in der Kneipen-Phase). Der 1. FCF erhielt zwar keine Zusatzpunkte ob intellektueller Geisteshaltung, stieg aber trotzdem zweimal hintereinander von der dritten bis in die erste Spielklasse der RBL auf.Bunte Liga meets Olympiastadion

Wie muss man sich eure Liga vorstellen?Dreßlein: Die RBL besteht seit über 20 Jahren und ist längst eine Institution in Oberbayern. Hier spielen 170 Mannschaften in vier Spielklassen, die dritte Liga fächert sich zum Beispiel sogar in fünf Ligen auf. Die Homepage www.royalbavarianliga.de ist fast so informativ wie die Seite vom Kicker-Magazin. Und es gibt Hallenmasters, Pokalrunde und eine Champions Liga, in der alle Staffelsieger gegeneinander antreten. Wir spielen inzwischen jede Woche einmal mindestens. Mancher von uns hat bereits über 100 Pflichtspiele auf dem Buckel.

Der Freizeitfußball wird also immer professioneller.

Dreßlein: In der Spitze bestimmt. Man sieht es daran, dass unser höchster Ligasieg in diesem Jahr ein 4:0 war dass ein Team direkt nach der durchzechten Disconacht aufs Feld kommt und dann zweistellig untergeht, gibt es hier wirklich nicht mehr.

Dann trainiert ihr auch regelmäßig?

Dreßlein: Nie, als Mannschaft zumindest nicht. Der eine hat zwei Kinder, der andere fliegt als Reisejournalist auf die Osterinsel, der dritte muss zum Geburtstag seiner Oma das würde doch gar nicht klappen. Was aber stimmt, ist, dass sich viele von uns in anderen Kickrunden fit halten. Und es spornt eben auch an, mal joggen zu gehen, wenn man Münchner Fußballmeister werden kann... Aber trainiert haben wir noch nie.

Die einzige feste Institution sind Meisterfeiern fünf an der Zahl gab es bereits. Wir sind zwar erst zwei Mal aufgestiegen und nun einmal wirklich Meister geworden, aber wir feiern einfach jedes Jahr eine, damit wir in Übung bleiben, sagt Timm Rotter, der Vergnügungswart und Fanbeauftragte. 2008 gab es dann auch mal berechtigten Anlass dafür: Zunächst gewann der FCF erstmals den AZ-Pokal, ein von der Münchner Abendzeitung ausgerichtetes Traditionsturnier. Für viele war das schon das Highlight des Jahres, fand das Finale doch im Münchner Olympiastadion statt.

Das müsst ihr erzählen. War das Stadion ausverkauft?

Rotter: Fast - 300 Zuschauer waren schon da, immerhin 297 mehr als bei normalen Spielen dabei sind. Böse Zungen behaupten allerdings, dass das am Freibier lag, das ausgeschenkt wurde.

Dreßlein: Immerhin hatten wir einen sehr hohen Frauenanteil im Stadion das spricht für uns!

Rotter: Genau, und die Spielerfrauen durften hinterher sogar mit unter die Dusche.

Im Herbst machte der FCF das Double dann perfekt im letzten Saisonspiel gegen die Söhne Münchens, die lange Jahre das Maß aller Dinge im Münchner Freizeitfußball gewesen waren. Und doch wollen sie nun noch einen drauf setzen: 2009 treten sie als Münchner Meister erstmals bei der Bayerischen Freizeitfußball-Meisterschaft an. Und danach schreiben wir an Joseph Blatter, sagt Dreßlein, dass er endlich Freizeitfußball-Weltmeisterschaften einführt! Man muss ja noch Ziele haben.


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